Eine erfüllte Sexualität ist kaum möglich, wenn die anatomischen Voraussetzungen gar nicht klar sind. Ich werde mich auch auf der Fahrerseite im Auto ziemlich unwohl fühlen, wenn ich das Gaspedal nicht finde, mir die Funktion des Schalthebels nicht klar ist und ich die Lenkradsperre nicht lösen kann. Wahrscheinlich werde ich frustriert wieder aussteigen und den Bus nehmen… Leuchtet ein, oder?
Die Vulva umfasst alles, was Sie vor dem Spiegel stehend (mit ein paar ausgeklügelten Posen) sehen können. Den (zumindest natürlich) behaarten Venushügel, also das hübsche Dreieck über dem Scham(!)bein (wir werden es wohl nicht ganz los), die äußeren Labien, darin eingebettet die inneren Labien, die Harnröhrenöffnung und die Eichel der Klitoris.
Unsere Genitalien, also die weiblichen und die männlichen bestehen bis zur 6./7. Schwangerschaftswoche aus den gleichen Basiselementen. Der Zufall, das Schicksal oder eben die Hormone bestimmen letztendlich ob sich Penis, Hoden und Hodensack herausbilden oder eben Klitoris, Eierstöcke und Labien.
Bei der Frau bildet die gesamte Klitoris einen Schaft mit der sichtbaren Klitorisspitze und lange, dem inneren Schambein folgende Schenkel, die im Körperinneren nach beiden Seiten ragen. Die gesamte Klitoris kann bis zu zehn Zentimeter lang sein (nichts mit „erbsengroßes Knöpfchen“). Schaft und Schenkel können mit den Fingern ertastet werden. Aus den Geschlechtsfalten bilden sich beim weiblichen Fetus die inneren Lippen. Die Genitalwülste entwickeln sich zu den äußeren Lippen. Die Prostata entwickelt sich am Ende der 10. Schwangerschaftswoche beim männlichen und weiblichen Fetus in gleicher Bauweise aus den Epithelknospen in der Wand der Harnröhre. (vgl. Zur Nieden 2004, S. 24) Sind wir doch gar nicht so unterschiedlich, wie wir dachten…
Jetzt haben wir uns dem Eingang zur Vagina genähert. Relativ nah am Eingang (am Hinterrand des Vorhofschwellkörpers des Scheidenvorhofs) liegt die Bartholindrüse. Sie ist wichtig, denn ihr Job ist es, für Feuchtigkeit zu sorgen – z.B. damit der Penis leichter in die Vagina „gleiten“ kann. Die Vagina ist ein muskulöser Schlauch, der direkt zur Gebärmutter führt. Die G-Zone (richtig, kein Punkt), liegt in der vorderen Vaginalwand, entlang der Harnröhre. Sie kann bei sexueller Erregung anschwellen und mit ihr wird auch die weibliche Ejakulation in Verbindung gebracht. In diesem Bereich liegen nämlich auch die Skene-Drüsen, welche ein Sekret produzieren, das über die Harnröhre abgesondert wird und als weibliches Ejakulat definiert wird. Manche Frauen kennen das, manche nicht. Alles in Ordnung, alles normal. Wirklich.