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Sexualtherapie oder Paartherapie – Oder Beides?

Vertraut man auf die Statistiken, wurde 2005 jede 2. Ehe geschieden – und somit erreichte die Scheidungsrate seit 1960 ihren Höhepunkt. Immerhin ist sie bis 2016 auf ca. 40% zurückgegangen – aber das ist leider immer noch mehr als jede Dritte. Gibt es Alternativen zur Endlösung? Und wenn ja, welche ist die beste?

In Anbetracht dieser fast schon ernüchternden Zahlen freue ich mich, dass es auch immer wieder Paare gibt, die den Weg zu mir finden, weil sie nicht die, wie sagt man so schön, Flinte ins Korn werfen wollen. Paare, die sich nicht auseinanderleben wollen. Paare, die bereit sind, gemeinsam für eine erfüllte Partnerschaft die Initiative zu ergreifen.

Dass es mittlerweile weniger Eheschließungen gibt, weil sich andere Beziehungsmodelle den Weg in die Gesellschaft bahnen, Modelle, die mehr Freiheit, mehr Selbstverwirklichung, mehr Offenheit propagieren, steht hier auf einem anderen Blatt und ist heute nicht Thema dieses Artikels.

Ich möchte auch gar nicht großartig auf die Ehe eingehen, daher spreche ich schlichtweg von Partnerschaft. Und wenn es in der Partnerschaft kriselt, gibt es zwei Möglichkeiten:

Entweder man schmeißt hin und hofft, mit dem nächsten Partner „mehr Glück“ zu haben. Kann man machen, nur stelle ich hier die Frage „Wer garantiert denn, dass der neue Partner am Ende nicht einfach eine andere Version des vergangenen ist?“. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch. Warum? Weil wir unsere Partner zu 95% unbewusst „auswählen“. Wir verlieben uns in den Menschen, der mit uns, und somit auch mit unseren unbewussten Mustern und Schattenseiten, in Resonanz geht. Entscheide ich mich also für diese Variante, ist es ratsam zunächst den Beitrag zu reflektieren, den ich zum Scheitern der Beziehung beigetragen habe, und diese Muster aufzulösen, bevor ich erneut „auf die Suche gehe“. Verstehen Sie mich nicht falsch. Hier geht es nicht um Schuld oder Unschuld, richtig oder falsch. Ich beschreibe letztendlich den unbewussten Mechanismus, der uns alle entscheidend beeinflusst – ober wir das nun wollen und gut finden – oder eben nicht.

Oder man übernimmt die Verantwortung und beginnt, die Beziehung ganz bewusst zu gestalten – gemeinsam. Diese Variante ist im Endeffekt dahingehend gewinnbringend, dass man eine Menge über sich selbst lernt, beginnt den Partner (und die Partnerschaft) aus einer anderen Perspektive zu betrachten und einen nachhaltigen Entwicklungsprozess in Gang setzt, der am Ende nicht nur Beziehung guttut, sondern sogar dem Umfeld. Und das Schöne ist, hier gibt es eine Menge Leute, die Sie auf diesem Weg unterstützen könnten – wenn Sie es denn wöllten.

Zum einen gibt es die Paarberatung. Das ist sicher eine gute erste Anlaufstelle. Wie der Name schon sagt, man wird beraten. Oft gibt es gute erste Denkanstöße und den ein oder anderen Tipp, wie man weiter vorgehen kann.

Dann gibt es noch die Paartherapie. Oft ist Ziel der Paartherapie, einen neuen Umgang miteinander zu lernen und offen zu kommunizieren – was ja meist schon eine ziemliche Herausforderung für manche Paare darstellt, sei es aus Zeitgründen, Scham oder oder. Miteinander zu sprechen in einer Partnerschaft ist natürlich eine wichtige Grundlage für das Gelingen derselben. Sich wertschätzend zu behandeln, sich gegenseitigen Respekt entgegenzubringen und Zeit miteinander zu verbringen – das alles sind sinnvolle Ansätze, um der Partnerschaft eine neue Qualität zu geben. Bei einer guten Paartherapie spielen auch unbewusste Muster, Lernerfahrungen und einschränkende Überzeugungen sowie die Lösung dieser eine Rolle. Bleibt das außen vor, schleichen sich schnell wieder alte Gewohnheiten ein und man geht erneut auf Lösungssuche.

Schließlich gibt es noch die Sexualtherapie. Wie der Name schon sagt, werden Sexualtherapeuten von den Paaren aufgesucht, deren Sexualität irgendwie auf der Strecke geblieben ist. Eine Sexualtherapie ist intensiver, als eine reine Paartherapie, die das Thema Sex oft nur streift. Dabei ist es ganz zentral innerhalb einer Paarbeziehung. Probleme im Bett entstehen in den allerseltensten Fällen dort. Sexuelle Probleme sind sehr viel häufiger ein Symptom, dessen Ursache innerhalb der Beziehung liegt. Ein rundum glückliches und zufriedenes Paar, wo beide Partner mit sich selbst im Reinen sind, unabhängig voneinander in ihrer Bedürfnisbefriedigung aber voller Liebe füreinander, hat äußerst selten wenn nicht sogar nie Herausforderungen, eine erfüllende Sexualität zu gestalten.

Sie sehen, wie so oft, kann man das eine nicht ohne das andere betrachten.

Ich bin der Meinung, dass man Paar- und Sexualtherapie nicht voneinander trennen kann und auch nicht sollte. Wenn ich mit einem Paar arbeite, das aufgrund sexueller Probleme zu mir gekommen ist, wird relativ schnell bewusst, dass die eigentlichen „Differenzen“ ganz woanders liegen. Das Thema Sex tritt vorerst in den Hintergrund und die einzelnen Partner mit ihrer individuellen Geschichte in den Vordergrund. Schnell werden unbewusste Muster bewusst, und Resonanzen treten klar zu Tage. Wenn sich das Paar jetzt entscheidet, diesen eigenverantwortlich und offen zu begegnen entsteht innerhalb einer Beziehung eine heilende Dynamik, die einen Therapeuten wirklich nur als Impulsgeber braucht. Sobald das Paar beginnt, der eigentlichen Ursachen der Probleme zu begegnen und diese zu lösen, entspannt sich die gemeinsame Beziehung und am Ende auch die Sexualität. Dies ist ganz klar ein Prozess und als Weg zu sehen, den man gemeinsam geht. Doch dieser Entwicklungsprozess, der für den einzelnen ganz persönlich und für die Beziehung gemeinsam stattfindet, ermöglicht dem Paar, sich auf einer ganz anderen Ebene zu begegnen, unabhängig von unbewussten Mustern zu kommunizieren und so langfristig eine erfüllte, abwechslungsreiche und aufrichtige Beziehung zu führen – für welches Modell auch immer man sich am Ende entscheidet.

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Bea

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