Ein reflektierter Umgang mit unserem Konsumverhalten kann uns helfen, unsere Situation besser einzuschätzen und uns vor der Abgleitung in ein Suchtverhalten schützen.
Warum konsumiere ich Pornos?
Wieviel Pornos schaue ich? Und wie lang?
Welche Kategorien suche ich?
Unter welchen Umständen schaue ich Pornos?
Welche Motivation geht meinem Wunsch nach Konsum voraus?
Werden wir uns bewusst, welche Muster unserem Verhalten zu Grunde liegen, können wir die treibenden Bedürfnisse dahinter besser fassen und Strategien zur pornographieunabhängigen Befriedigung finden. Begleiten wir diese Findungsphase mit einem Tagebuch, fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu unserer individuellen Wahrheit zusammen. Erst danach macht ein schrittweises oder gar komplettes Pornofasten Sinn. Je nach Historie braucht unser Belohnungssystem Wochen und Monate, um sich zu erholen. Wichtig dabei ist, die Ziele nicht zu hoch anzusetzen, um sich von den anfänglichen Frustrationsgefühlen nicht zur vorschnellen Aufgabe „übermannen“ zu lassen.
Gleichzeitig oder nachgelagert empfiehlt sich das Verändern unserer Masturbationsroutine. Unser Körper kann sich von den harten und zielorientierten Stimulationstechniken erholen und feinsinnige Rezeptoren wiederausbilden. Als förderlich hat sich eine masturbationsfreie Zeit und ein Wiedereinstieg mit einer absichtsloseren und sanfteren Technik bewährt. Bieten wir unserem Körper feinere Sinnesreize an, wird er darauf seine Wahrnehmungskanäle ausbilden und wir wieder „ansprechbarer“ für natürliche Reize werden. Erfolgsbegünstigend sind Geduld und eine entspannte, drucklose Haltung.
In der Partnerschaft kann es Sinn machen, wenn wir uns mit unserem Pornolaster offenbaren. Das kostet viel Überwindung und wird vielleicht größere Dimensionen annehmen als wir erwartet haben. Es kann aber mittelfristig zu Entlastung in doppelter Hinsicht führen. Entlastung für unsere Partnerin, weil sie eine Erklärung für unser Verhalten bekommen hat und sich weniger Gedanken machen muss über dramatischere Hintergründe. Entlastung für uns, weil wir keine Energie mehr in das Verbergen stecken müssen und uns unsere Partnerin ab diesem Moment als Dialog- und Sparringspartnerin zur Seite stehen kann. Darüber hinaus kann eine Beziehung langfristig an Tiefe gewinnen und sich unserer Beziehungsqualität zu uns wie auch zu unserer Partnerin maßgeblich verbessern. Beziehungsqualität hat maßgeblichen Einfluss auf unsere Lebensqualität.
Pornographie muss nicht komplett aus dem Liebesleben verbannt werden. Es ist wie mit den meisten Genussmitteln: Nutze ich sie wohldosiert um gute Gefühle zu erfahren, ist es okay. Nutze ich sie übertrieben, um mich von schlechten Gefühlen abzulenken, verschwende ich meine sexuelle Energie an die Kompensation eines Themas, was dort nicht hingehört und nach Erlösung auf einer anderen Ebene wartet.