Rufen Sie uns gern an: +49 351 32 37 15 36

Ist Sex wirklich die natürlichste Sache der Welt?

Wenn es so wäre, warum tun wir uns so schwer damit? Dann müssten wir ja ganz natürlicherweise Lust empfinden, ganz natürlicherweise offen und erregt sein, ganz natürlicherweise eine entsprechende Erektion haben und ganz natürlicherweise einen atemberaubenden Orgasmus erleben. Oder nicht?

Ist Sex wirklich die natürlichste Sache der Welt

Wenn es nicht so wäre, was ist es denn dann?

Die Antwort ist eine Frage der Perspektive.

Biologisch gesehen sichert Sex ganz nüchtern betrachtet unseren Fortbestand. Dann können wir vom natürlichen Prinzip der Arterhaltung sprechen. Dafür braucht es allerdings weder Lust noch eine ekstatische Erfahrung oder den alles vollendenden Orgasmus (die männliche Ejakulation reicht hier vollkommen aus). Aus dieser Perspektive kommt nicht viel Freude auf, vermute ich mal.

Nehmen wir unsere aktuelle, gegenwärtige Perspektive auf unsere Sexualität ein, scheint es alles, aber keine natürliche Sache zu sein. Tausende von Beziehungs- und Sex-Ratgebern, Abertausende Ansätze und Leitfäden in diversen Internetforen, Youtube-Kanäle, die sich diesem Thema mehr oder weniger tiefgründig verschrieben haben auf der einen Seite und verzweifelte Menschen, unzufriedene Paare und auch am Thema Sex scheiternde Beziehungen auf der anderen Seite. Das kann nicht natürlich sein. Aus heutiger Sicht ist Sexualität verbunden mit individuellen Lernerfahrungen, einer oft nicht die sexuelle Neugier und Entwicklung fördernden Erziehung und dem gesellschaftlichen Diskurs, der uns mittlerweile nahelegt, unsere Sexualität offen vor uns herzutragen und unsere Wertigkeit als Mensch über unser Geschlecht oder Nichtgeschlecht zu definieren. Ich bin für Offenheit und Respekt – jedem Gegenüber. Dieser aktuelle Weg führt allerdings sehr viele völlig ratlose Menschen in unsere Praxis, weil sie überhaupt keine Idee haben, woran sie sich orientieren sollen, um „richtig“ zu sein.

Früher haben wir gelernt, über Sex spricht man nicht. Heute finden wir sexualisierte Werbung in jeder Bushaltestelle. Früher wurden wir kaum an das Thema herangeführt, abgesehen von einem recht lückenhaften und schambehafteten Sexualkundeunterricht. Heute bauen wir unsere Vorstellung von Sexualität auf Inhalten sozialer Medien und Pornografie auf. Ich denke nicht, dass ich das weiter ausschmücken muss, denn die Konsequenzen erleben wir ja alle irgendwie tagtäglich – mehr oder weniger ausgeprägt: Frust, Scham, Leistungsdruck, Versagensangst, Unzufriedenheit mit dem Aussehen und der „Funktionsfähigkeit“ des eigenen Körpers, Vergleich mit anderen (bei dem man selbst häufig schlechter abschneidet), Anspannung, Schuldgefühle und Schuldzuweisungen, Orientierungslosigkeit, … Die Liste ist lang.

Wir rennen durch unser von Leistungsorientierung und Perfektionsstreben geprägtes Leben auf der Suche nach ein bisschen Glück – und Erfüllung. Für uns selbst, partnerschaftlich und natürlich sexuell. Und merken gar nicht, wie wir uns völlig darin verlieren. Wir wollen alles richtig machen und richtig sein und die richtigen Entscheidungen treffen und setzen dem erreichten Ziel das nächstgrößere obendrauf. Wir kommen nicht mehr runter, haben kaum Zeit zum Durchatmen, nehmen kaum mehr Energie auf. Sex wird zum Spannungsabbau oder zum Frust-Thema. Nicht für alle! Aber für viele. Und das ist traurig. Denn das ist tatsächlich nicht natürlich.

War es mal anders?

Ja, höchstwahrscheinlich schon, wenn wir die Zeit vor dem „großen Umbruch“ und der Entstehung der heute allgegenwärtigen und nicht mehr hinterfragten patriarchalen Gesellschaftsstruktur betrachten: Der Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung war den Menschen nicht bewusst. Das Leben entstand aus der Frau. Einfach so, auf mystische Art und Weise. Dass der weibliche Körper hier wirkliche Verehrung erfahren hat, liegt nahe. Genauso wie die Natur und alles Lebendige. Und so wie man im Körper der Mutter „angebunden“ ist, wird man dann von ihr „entbunden“ und ins Leben geboren. Unabhängig vom oberflächlich medizinischen Bild der heutigen Zeit können wir diesen „mütterlichen“ Raum ja tatsächlich als etwas „Heiliges“ betrachten. Es ist ein Raum, in dem Zeit und Energie zur Verfügung gestellt wird, damit wir wachsen und gedeihen. Völlig absichts- und bedingungslos. Das schafft der weibliche Körper und die meisten Menschen machen diese Erfahrung danach nie wieder. Und nur, weil sich diese Erfahrung unserem Bewusstsein entzieht, heißt es nicht, dass sie nicht da ist.

Vom Moment der Geburt an wohnt also jedem Menschen die Sehnsucht nach „Rück-Verbindung“ inne. Danach, diesen Raum, diese Fülle und diese Bedingungslosigkeit wieder zu erfahren. Diese Rückverbindung haben die Menschen immer über den Kontakt mit der Natur, also „Mutter Erde“, entsprechende Rituale und über die Sexualität hergestellt. Die Sehnsucht nach dieser Rückverbindung ist also die eigentlich natürliche Sache. Die, die uns tatsächlich das „Überleben“, wenn man so will, gesichert hat. Über eine enorme Zeitspanne hinweg. Und dann sind wir irgendwie falsch abgebogen…

Ich behaupte...

Und jetzt lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass wenn wir diese Sehnsucht in uns wiederfänden und damit wirklich wieder in Verbindung gingen, dann würden sich sehr viele unserer aktuellen Probleme auflösen. Dann werden wir wirklich wieder Entspannung erfahren, Energie gewinnen, uns angenommen, geborgen und erfüllt fühlen. Das ist das Potenzial einer ganz natürlich gelebten Sexualität. Wenn wir also den Weg zurück zu uns selbst finden, den Fokus weg von der Welt da draußen, einer Welt voller Konstrukte und Normen, Verheißungen und Kategorien von richtig und falsch, gut und schlecht, von Stress und Druck, wieder nach innen richten, dann haben wir wirklich eine echte Chance uns ganz anders zu begegnen. Mit Wohlwollen, Respekt und Liebe. So wie es natürlicherweise unserer eigentlichen Natur entspricht.

Autor:

Picture of Bea

Bea

Wir freuen uns, Sie kennenzulernen und ein Stück auf Ihrem Weg begleiten zu dürfen.

Termin vereinbaren

Social Media

Praxis

Öffnungszeiten