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Ejaculatio Praecox | Vorzeitiger Samenerguss

Der vorzeitige Samenerguss gehört zu den männlichen Orgasmusstörungen und zeichnet sich aus, durch die Unfähigkeit den Zeitpunkt der Ejakulation zu kontrollieren. Und das im Sinne eines befriedigenden Geschlechtsaktes für uns Männer und unsere Partnerinnen.

Vorzeitiger Samenerguss - Ejaculatio Praecox

Wann ist zu früh zu früh?

Gemeinsam mit den allgemeinen Erektionsstörungen, buhlt der vorzeitige Samenerguss zahlenmäßig um den Spitzenplatz der männlichen, sexuellen Funktionsstörungen. Im statistischen Schnitt ist fast jeder dritte Mann (einmal) davon betroffen. 
 
Tatsächlich führt uns der Begriff „vorzeitig“ etwas in die Irre, denn die Zeitdauer bis zur Ejakulation spielt eher eine untergeordnete Rolle. Es gibt keine Norm, keinen allgemeingültigen Zeitrahmen, ab wann ein Samenerguss als rechtzeitig anzuerkennen ist. Empfinden wir eine Ejakulation als zu verfrüht, orientieren wir uns meist sehr stark an unseren Erwartungen und den vermeintlichen Erwartungen unserer Partnerin. Erfüllen wir diese Erwartungen nicht, fühlen wir uns unmännlich und als Versager. Selbst dann noch, wenn unsere Partnerin es als Kompliment auf ihre erotische Wirkung versteht.
 
Dazu ist der empfundene Spielraum noch sehr individuell. Manche Männer ejakulieren schon bei der ersten Berührung am Penis. Für diese Männer ist es besonders bedrückend, fühlen sie sich damit weit entfernt von einem zufriedenstellenden Geschlechtsakt. Andere Männer betrachten jegliche Zeitdauer als zu früh, solange sie vor ihrer Partnerin kommen. Hier drin liegen auch paardynamische Aspekte verborgen. Legen wir also den irritierenden Zeitfaktor bei Seite und öffnen uns einer tieferen Bedeutung.

Was ist der Ursprung?

Wissenschaftlich sind bisher nicht alle Ursachen geklärt und die Diskussionen halten auf vielen Ebenen an.
Einig ist man sich, dass Psyche und Emotionen einen sehr großen Einfluss auf den vorzeitigen Samenerguss haben. 
Häufig wird Übererregung voreilig als organische Fehlentwicklung des Penisses abgestempelt, dabei ist Erregbarkeit ein Zusammenspiel zwischen körperlicher Sensorik und emotionaler Bereitschaft. 
Das bedeutet: Die Überempfindlichkeit des Penisses ist gekoppelt an die eigentliche Überempfindlichkeit der Psyche. Hinzu kommt, dass Orgasmusreize nicht nur vom Penis ausstrahlen, sondern vom ganzen Körper. In seltenen Fällen wurde der Penis noch nicht einmal berührt und es reicht ein intensiv-inniger Kuss für eine Ejakulation. 
 
Wenn unser Körper sprechen könnte, was würde er mit seiner Reaktion aussagen wollen? Möchte er ein schnelles Ende, um sich einer unangenehmen Situation zu entziehen? Möchte uns unser Körper vielleicht vor etwas schützen? Stellt er mit dieser Reaktion eine verborgene Haltung zu Lust, einnehmender Weiblichkeit oder als bedrohlich empfundener Bindung dar? 
Körpersprache ist nahezu unmöglich zu manipulieren. Nirgendwo sonst sind wir echter und unmissverständlicher, als innerhalb sexueller Intimität. Wir können unserem Körper und seiner Aussage zu 100% vertrauen.
 
Wissen wir genug über uns, was unsere Bedürfnisse im Bett sind und gehen wir ihnen nach? Oder liegt unser Fokus zu sehr auf unserer Partnerin? Liegt uns mehr daran als guter Liebhaber zu gelten, anstatt für unsere persönlichen Bedürfnisse einzustehen? Unser Körper reagiert auf Vernachlässigung und entzieht sich Situationen, welche seinen Bedürfnissen widersprechen – und das ziemlich entschlossen.
 
Auch unsere Masturbationspraxis kann die partnerschaftliche Sexualität beeinflussen. Selbstbefriedigung mit dem alleinigen Ziel eines schnellen Höhepunktes, konditioniert unsere Lustkurve auf einen steilen Anstieg, welchen wir im Bett dann auch abrufen. In diesem Fall trainieren wir uns quasi unseren vorzeitigen Samenerguss an.
 
Wie ist unser Verhältnis zu unserer eigenen Maskulinität und Aggressivität? Fühlen wir uns wohl mit unserer Männlichkeit, oder stehen uns gewisse Aspekte davon im Weg? Ist das Verhältnis teilweise gestört, reagieren wir unreif, sobald archaisch-männliche Anteile in uns angesprochen werden. Bedeutet: Wenn wir richtig heißblütig werden, fangen wir an uns deswegen zu blockieren oder zurückzuziehen. Erworben haben wir das in der Regel in unserer Be- und Erziehungshistorie. Aber auch Medien haben darauf ihren Einfluss genommen.
 
Kommen wir häufiger zu früh, entwickelt sich dazu eine Erwartungsangst, welche die Symptome verschlimmern kann oder uns dazu bringt, den Sex ganz zu meiden, um uns dieser für uns so beschämenden Situation nicht mehr auszusetzen.

Was kann Mann dagegen tun?

Zu den verbreiteten Techniken um einen vorzeitigen Samenerguss zu verhindern gehören die Start-Stop-Technik sowie die Squeezetechnik. Beides altbewährte Methoden mit guten Erfolgsquoten bei regelmäßiger Übung. Das wissen wir. Aber mal Hand aufs Herz, wie konsequent bleiben wir trotz guter Erfolgsaussichten dran? Eher weniger? Glauben wir nicht dran? Sind wir zu faul? Oder vermuten wir vielleicht eine tiefere Bedeutung dahinter? Wenn diese Methoden die richtige Lösung für uns wären, würden wir doch dranbleiben, oder?
 
Dann gibt es noch die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. Betäubungssalben für den Penis, welche die Erregbarkeit senken sollen. Oder „Großkaliber“ wie Betablocker und Antidepressiva, deren Nebenwirkungen sich auf die generelle Libido auswirken können. Medikamentöse Mittel erfordern nicht nur eine Planung der Sexualität um den Wirksamkeitseintritt abzupassen, sie bringen auch noch Nebenwirkungen ins Spiel, die wir dringend vermeiden sollten. All diese Mittel bekämpfen zwar Symptome, heilen aber nicht die Ursache. Und es besteht außerdem die Gefahr, dass sich unser Problem in eine Erektionsstörung verlagert. Also besser 3 mal überlegen, ob wir mit Kanonen auf Spatzen schießen sollten.
 
Eine heilsame Begegnung mit unserer mangelnden Ejakulationskontrolle kann über Körperwahrnehmungsübungen erfolgen, wie zum Beispiel Beckenbodentraining, Körperreisen und absichtslose(re) Selbstbefriedigung. Unseren Körper und seine Bedürfnisse darüber besser kennenzulernen und dafür einzustehen zu können, ist der Schlüssel zu sexueller Erfüllung.
 
Eng damit verbunden kann eine tiefenpsychologisch-orientierte Therapie uns den Zugang zu unbewussten Mustern ermöglichen. Wissen wir was uns eigentlich beschäftigt, können wir einen Umgang damit finden und es im besten Fall sogar loslassen. Nicht selten fragen wir uns danach, was uns eigentlich so lange aufgehalten hat und was letztlich zur Besserung beigetragen hat. Schon Einstein wusste, dass ein Problem und seine Lösung niemals auf der selben Ebene zu finden sind. Das trifft auf die Wissenschaft zu wie auch auf unseren Körper.
 
Eins noch: Sex ist kein Wettbewerb und Vergleiche sind nutzlos. Jede Art von normativem Druck ist schädlich und hält uns vor uns selbst verschlossen. Akzeptieren wir also unsere eigene, ganz individuelle Sexualität und fühlen uns damit so besonders, wie wir es verdienen. 

Autor:

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Matthias Geipel

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