Wissenschaftlich sind bisher nicht alle Ursachen geklärt und die Diskussionen halten auf vielen Ebenen an.
Einig ist man sich, dass Psyche und Emotionen einen sehr großen Einfluss auf den vorzeitigen Samenerguss haben.
Häufig wird Übererregung voreilig als organische Fehlentwicklung des Penisses abgestempelt, dabei ist Erregbarkeit ein Zusammenspiel zwischen körperlicher Sensorik und emotionaler Bereitschaft.
Das bedeutet: Die Überempfindlichkeit des Penisses ist gekoppelt an die eigentliche Überempfindlichkeit der Psyche. Hinzu kommt, dass Orgasmusreize nicht nur vom Penis ausstrahlen, sondern vom ganzen Körper. In seltenen Fällen wurde der Penis noch nicht einmal berührt und es reicht ein intensiv-inniger Kuss für eine Ejakulation.
Wenn unser Körper sprechen könnte, was würde er mit seiner Reaktion aussagen wollen? Möchte er ein schnelles Ende, um sich einer unangenehmen Situation zu entziehen? Möchte uns unser Körper vielleicht vor etwas schützen? Stellt er mit dieser Reaktion eine verborgene Haltung zu Lust, einnehmender Weiblichkeit oder als bedrohlich empfundener Bindung dar?
Körpersprache ist nahezu unmöglich zu manipulieren. Nirgendwo sonst sind wir echter und unmissverständlicher, als innerhalb sexueller Intimität. Wir können unserem Körper und seiner Aussage zu 100% vertrauen.
Wissen wir genug über uns, was unsere Bedürfnisse im Bett sind und gehen wir ihnen nach? Oder liegt unser Fokus zu sehr auf unserer Partnerin? Liegt uns mehr daran als guter Liebhaber zu gelten, anstatt für unsere persönlichen Bedürfnisse einzustehen? Unser Körper reagiert auf Vernachlässigung und entzieht sich Situationen, welche seinen Bedürfnissen widersprechen – und das ziemlich entschlossen.
Auch unsere Masturbationspraxis kann die partnerschaftliche Sexualität beeinflussen. Selbstbefriedigung mit dem alleinigen Ziel eines schnellen Höhepunktes, konditioniert unsere Lustkurve auf einen steilen Anstieg, welchen wir im Bett dann auch abrufen. In diesem Fall trainieren wir uns quasi unseren vorzeitigen Samenerguss an.
Wie ist unser Verhältnis zu unserer eigenen Maskulinität und Aggressivität? Fühlen wir uns wohl mit unserer Männlichkeit, oder stehen uns gewisse Aspekte davon im Weg? Ist das Verhältnis teilweise gestört, reagieren wir unreif, sobald archaisch-männliche Anteile in uns angesprochen werden. Bedeutet: Wenn wir richtig heißblütig werden, fangen wir an uns deswegen zu blockieren oder zurückzuziehen. Erworben haben wir das in der Regel in unserer Be- und Erziehungshistorie. Aber auch Medien haben darauf ihren Einfluss genommen.
Kommen wir häufiger zu früh, entwickelt sich dazu eine Erwartungsangst, welche die Symptome verschlimmern kann oder uns dazu bringt, den Sex ganz zu meiden, um uns dieser für uns so beschämenden Situation nicht mehr auszusetzen.